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WERNER KARMA
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Berliner Textdichter für Rock, Chanson & Pop
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MATTHIAS SCHRAMM - gestorben am 5. August 2007
Bandgründer, Bassist und musikalischer Mastermind von Silly
 “Matthias, den alle nur James oder Matze nannten, war ein außergewöhnlicher Musikant. Man konnte ihm einen Text reichen, James überflog ihn,
während er aufstand und hinüber zum Klavier ging, gestikulierend und allerlei Geräusch erzeugend deutete er unterwegs Grooves an, improvisierte Gesangslinien, und wenn er am Instrument
Platz nahm, konnte man guter Hoffnung sein, daß er den Song im wesentlichen fertig hatte. Was immer in seinem Kopf ablief, lief sehr schnell ab, James hatte, was das Komponieren angeht, nicht nur
den Durchblick, er hatte sowas wie den Draufblick, es schien, als könne er die Strukturen von Musik bis in deren feinste Verästelungen hinein sehen, verstehen, er wußte sicher, was
klingt, ohne es vorher ausprobieren zu müssen, er konnte sich im Geiste allerlei vorsingen und aufspielen lassen, die Chöre und das ganze Orchester.
James verstand es wie kein zweiter, Liedtexte zu vertonen, ohne die dabei zu verletzen. Er erfaßte intuitiv
Message, Melodie & Rhythmus der Wörter und vertonte sie auf eine sehr einfühlsame und effiziente Weise. Er schwächte die Texte nicht nur nicht, im Gegenteil, in dem er sie als Lied im Lied leben & leuchten ließ, erfand er
erst jenen eigenwilligen Songtyp, der Silly zum Erfolg führte. Die Musen liebten ihn. Es kam vor, daß James nachts um 11 in der Kantine irgendeines Studios saß und
Streicherarrangements auf die Rückseite eines Bandposters kritzelte, während die Streicher, die endlich Feierabend machen wollten, mit scharrenden Füßen und skeptischen Gesichtern seinen Tisch umstanden. Ditt
klingt, sagte James lächelnd, während er die Zettel verteilte, und so war es dann auch. Zwischen 1981 und 1986, in der bislang kreativsten Phase von Silly, entstanden unter seiner musikalischen
Leitung die drei legendären Alben “Mont Klamott”, “Liebeswalzer” und “Bataillon d’amour”. Jedes dieser drei
Alben ignorierte die bei der Behörde so beliebten knietiefen Kloaken des Mainstream, jedes behauptete sich
eigensinnig und einfallsreich und wurde drum von den kritischen Journalisten des Landes zur “LP des Jahres”
gekürt, jedes führte konkurrenzlos die Verkäufe an, und alle drei in Folge brachten Silly letztlich bis nach ganz
oben. Ein Grund für diesen spektakulären Lauf der Band war wohl deren Arbeitsweise, denn Silly bündelte in jener
Phase alle verfügbare Energie und komponierte und produzierte die Alben im Sinne des Wortes kollektiv. Ein zweiter, nicht weniger wichtiger Grund ist am 5. August 2007 gestorben.”
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[“Erinnerung an Matthias Schramm”: © Werner Karma | Foto: © privat]
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REINHARD SONNENBURG-BUCHHOLZ - gestorben am 1. Februar 2007 Gitarrist und Komponist der Pension Volkmann

“Anfang der Achtziger hatte ich eine spezielle Mappe auf dem Schreibtisch liegen, und immer, wenn sich ein Text geschrieben hatte, der mir zu sperrig für die Lektorate oder zu poetisch für
Rock & Pop zu sein schien, legte ich den da rein. Eines Tages kamen zwei Musiker zu mir, denen hab ich die Mappe mitgegeben. Das war 1983. Jetzt ist einer der beiden gestorben.
Ich will den Toten nicht über den grünen Klee loben, das hat für mein Gefühl immer auch was von das Leben runtermachen, und vor seinen Tod zurückgehen und ihn mal lässig als
Lebenden tätscheln kann ich leider auch nicht. Lob hat er sowieso nie ohne Mißtrau’n aufgenommen, der Zweifel war ihm irgendwie lieber, selbstkritisch genug war er allemal. In der Musik
wußte er ziemlich genau, wo er stand. Man bekam immer alles von ihm, wenn er sich denn bereitfand, was offenzulegen, es anzuspielen. Oft sah
es aus, als würde er sich zieren, aber dann war er einfach noch nicht im Reinen damit. Das konnte Monate und
Jahre so gehen - Zeit spielt, wo die Musen wohnen, keine Rolle. Man war meist mehr als glücklich mit dem, was
er von sich hören ließ, in der Regel glücklicher als er, der es eigentlich noch besser, noch vollkommener haben
wollte, endlich aber dem Drängen der Anderen nachgab. Und dann ließ er es irgendwann auch gut sein.
Wollte man was mit ihm bereden, mußte man Zeit mitbringen. Viele Worte hat er nicht gemacht. Wir hatten
einen Deal: Ich liefere die Wörter, und er fädelt sie behutsam auf die sechs Drähte seiner Klampfe und trägt sie in der Welt spazieren.
Was den Virus der Habgier angeht, schien er immun zu sein. Die Spieltische der Macht hat er gemieden wie der
Teufel das Weihwasser. Ich mußte ihn mehr als einmal beschützen vor der eigenen Bescheidenheit. Er war nicht
nur gern bereit, sich zurückzunehmen, er beließ es oft auch gleich dabei und lief auf diese Weise Gefahr, mehr
und mehr in den Hintergrund zu rücken. Und weil welche wie er sich dort eigentlich wohler fühlen als vorn, ich weiß
, wovon ich rede, mußte man aufpassen und ihn immer wieder mal aufscheuchen, was nicht einfach war, denn er war ein schlauer Hund, bei dem man mit Psychologie nicht sehr weit kam.
Wenn er über Status redete, dann über den Status seiner Gitarren, eine neue Audiosoftware oder Schmerzen in
Schultern & Fingern. Er definierte sich über gut gespielte Stücke und sonst nicht viel mehr. Er hing an den kleinen
Verrichtungen des Lebendigseins. Weitreichende Pläne ließ er sich nur ungern aufhalsen. Er war sehr sanft zu
allem außer sich, und wenn er sich von Besorgnis umstellt fand, weil er wieder einmal die nächste Zigarette
angesteckt hatte, bevor die aktuelle verraucht war, lächelte er und drückte beide aus. Für den Moment.
Was mich an ihn fesselte, war, daß er bedingungslos liebte und das Fehlen jeder Art von Eitelkeit. Irgendwie
erinnerte er mich an die Dinge, wie man sie im Osten, also vor dem Beitritt, über die Ladentische geschoben
bekam: Wenn man was bekam, war es schlecht oder gar nicht verpackt, man sah sofort die Ware, um die es ja ging, nicht erst nur hochglanzbunten Karton, man konnte sich bei ihm das Auspacken und womögliche
Enttäuschungen sparen, er war pur, man wußte gleich, was man hatte, nahm es oder ließ es links liegen. Ich hab es genommen.
Ich fürchte, seit seinem Tod ist die Pension Volkmann Geschichte. Nicht weil er sie mit ins Grab nimmt, so etwas
würde einer wie er nie tun, uns was wegnehmen. Ich möchte im Grunde meines traurigen Herzens sie ihm
mitgeben, sie weiter bei ihm wissen. Es tut mir leid. Daß ich sie – ohne ihn – nicht denken kann. Vielleicht
vergiftet mich meine Trauer. Aber wer diese Lieder kennt, der ahnt auch, wer und was alles sich da in den Jahren
gemischt hat, mischen mußte, um zu dem wenigen unverwechselbar Schönen zu werden, das wir lieben. Und wie erbarmungswürdig es ausschauen möchte, wenn was oder wer Wichtiges fehlt.”
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[Nachruf: © Werner Karma, VÖ in “Melodie und Rhythmus” 03/2007 | Foto: © Vinia Rutkowski]
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HERBERT JUNCK - gestorben am 31. Mai 2005
Trommler von Silly

“Die Italiener nennen ein Schlagzeug batteria. Wer Herbert je hat spielen hören und bei der Artillerie gedient hat, weiß warum. Ich habe ihn 1981 bei Zuchtmeister Hansi Biebl kennengelernt. Bei dem
konnten selbst gestandene Musiker noch was lernen. Während Hansi mit mir gemütlich auf der Terrasse saß und bei einem Glas Tee über Musik & Texte philosophierte, ließ er
Drummer und Basser im Nebenraum ihre Grooves üben. Stunde um Stunde. Und wenn ein Schlag, eine Betonung daneben gingen, hörte Hansi das und stürmte hinüber und sagte denen, für mein Gefühl
manchmal ein wenig zu barsch, bescheid. Herbert steckte das stets stoisch weg und drehte seine Runden wie ein Langstreckenläufer, derart ausdauernd, präzise und kraftvoll,
daß man den Eindruck hatte, nur eine Betonwand könne ihn stoppen. Vielleicht. Wir trafen uns dann eine kleine Zeit später bei NO55 wieder, für die ich ebenfalls schrieb, und als er mich eines
Tages nach der Probe in seinem Auto nach Hause mitnahm, fragte ich ihn für Tamara, die sich das selbst nicht
traute, ob er bei Silly einsteigen wolle. Herbert dachte nach. Etwa vom Antonplatz bis zur Smetanastraße. Dann sagte er ja.
Wenn ich ihm bei der Arbeit zusah, ließ mich das manchmal an Maschinen denken. Herbert war eine Maschine -
eine mit ‘nem riesengroßen Herz. Er war ein Freund. Und ein Fischkopp, wie er im Buche steht: Stur, maulfaul, geradezu und eine Seele von Mensch. Ja.”
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[“Erinnerung an Herbert Junck”: © Werner Karma | Foto: © Knut Bittroff]
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KARL MICKEL - gestorben am 20. Juni 2000
Deutscher Dichter

“Als ich zu schreiben anfing wie ein Knirps zu laufen, stolpernd, stotternd, nicht ziellos aber unfähig, bereits Ziele zu erreichen, boten sich mir helfende Hände dar,
unübersehbar viele waren es, die nach mir griffen, sie griffen mich an von den Regalbrettern der Bücherläden herab, sie streiften mich jovial, patschten mir vertraulich ins Gesicht, anzüglich ans Herz,
ein Dickicht helfender Hände, ich schlug mich irgendwie durch, wollte selbst wählen, wählte endlich zwei, an denen Gehen für mein trügliches Gefühl ganz gut ging, zur
Rechten die Hand seiner Freundin Sarah, zur Linken die seine. Er war klug, aber ein Mann, er lebte, schrieb auch, aber vor allem war er am Leben, er kannte sich mit Leben aus, nannte es bei
all seinen Namen, detailversessen, präzise, schamlos, sein Witz war drastisch, unangemeldet in den Raum kollernde
Handgranaten, die Splinte gezogen, er setzte das Letzte, seine Eier, überstieg knurrende Hunde, nur der lieben Lust zu, er war ein Mann, aber klug.
Was vermessen war, was er kannte & konnte, schien ihn nicht länger zu fesseln, sich zu wiederholen also im
Kreis zu schau’n, um einmal Ergriffenes zu erhärten war seine Sache nicht, Neues hingegen zog ihn an, trieb ihn
um & weiter, Rätseln rückte er auf die Pelle mit zupackender Zärtlichkeit und schelmischer Freude am Selberdenken, hierin äffe ich ihn nach seit ich ihn kenn so gut ich kann.
Mein Blick lag länger auf ihm als seiner auf mir, die Strenge des Vaters zieht mitunter mehr Liebe ans Licht als
es kid lieb ist, mehr als mütterliche Milde vermag, das gilt auch für lyrische Väter. Er war mir nie über. Ich hab
viel Wörter bei ihm getankt, guten Stoff, Wörter wie den Rat, stets miteinander auch die wortlose Rede zu
pflegen, die via Haut & Herz. Ich bin seinem Ruf an die Petzower Tischtennisplatte gefolgt und habe ihn dort nie
geschlagen. Ich bin dankbar dafür, daß ich ihm diese kleine Freude einige Male zubereiten durfte.”
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[“Erinnerung an Karl Mickel”: © Werner Karma | Foto: © Gerald Zörner]
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TAMARA DANZ - gestorben am 22. Juli 1996 Sängerin von Silly
SONNENBLUMEN für Tamara
Wenn ich Sonnenblumen seh
Muß ich an dich denken Und an Sterne, wie sie uns Ihre Wärme schenken
Wenn ich Sonnenblumen seh Alle Sommer wieder Spielt mir mein verschoss’nes Herz
Filme vor und Lieder
Wo du auch sein magst Ich hab dich hier Blume der Sonne Über mir
Wo du auch sein magst Ich spüre dich Deine Liebe wie Sonne
Scheint rein in mich
Wenn ich Sonnenblumen seh Kleine gelbe Sterne Ist mir so, als schaust du mich An aus weiter Ferne
Wo du auch sein magst Ich hab dich hier
Blume der Sonne Über mir
Wo du auch sein magst Ich spüre dich Deine Liebe wie Sonne Scheint rein in mich
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[“Erinnerung an Tamara Danz” - SONNENBLUMEN: © Werner Karma | Foto: © Rainer Kirsch]
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ELLA KARMA - gestorben am 26. März 1945 Schauspielerin
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[“Erinnerung an Ella Karma” | Foto: © privat]
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